Die Sprache der Farbe
anekdotische Farbkonzepte
Farbe ist schreiend und flüsternd, weich oder hart, leicht oder schwer, duftend oder riechend, süß oder sauer, nah oder fern, jung oder alt. Farbe vereint Eigenschaften aus allen menschlichen Sinnen und bildet damit eine Metaebene, die alle Formen der visuellen Kommunikation beherrscht.
Farbe beeinflusst die Wirkung von Typografie und Illustration, analoger und digitaler Grafik, Fotografie und Film, Markenbotschaften und Corporate Identities, Werbung, Produkt- und Verpackungsdesign, sowie Ausstellungen, Innenraumgestaltung und Architektur. In verschiedenen Umfragen nennen Konsumenten Farbe als eines der wesentlichsten Entscheidungskriterien für ein Produkt.
Eine Welt ohne Farbe hätte weitreichende Folgen. Denn Farbe kommuniziert Bedeutungen, die uns das schnelle Erkennen von Botschaften ermöglicht. Besonders in der Fähigkeit zur differenzierten Unterscheidung liegt der Mehrwert von Farbe. Wer Farbe lesen kann, erkennt unterschiedliche Produktqualitäten wie Frische und Geschmack oder Materialität bereits von weitem.
Ähnlich wie die Sprache haben wir die Bedeutung von Farben zum großen Teil erlernt. Allerdings nicht durch den bewussten Umgang mit Buchstaben und Worten, Grammatik und Satzbau, sondern zum allergrößten Teil durch das unbewusste Beobachten und Verinnerlichen der Welt, die wir mit unseren angeborenen Sinnen aufnehmen. Daher ist die Bedeutung von Farbe anders als schriftliche Botschaften ungleich subtiler und schwerer zu entschlüsseln. Das Sehen von Farbe gleicht einer Sprache, die wir zwar irgendwie verstehen, deren Grammatik wir in den meisten Fällen aber nicht kennen.
Gutes Farbdesign ermöglicht lesbare und identifizierbare Objekte und Räume in beinahe allen Lebensbereichen. Identifizierbar bedeutet, diejenigen Farben und Materialien auszuwählen, welche die Essenz des Objektes oder Raumes im zeitlichen und räumlichen sowie funktionalen Kontext unterstreichen. Durch die Anwendung spezifischer Methoden des Farbdesigns können wir die Codes oder die Sprache der Farbe kontextgebunden an die Gegenwart und mögliche Zukunft anpassen. Messen können wir das an der Akzeptanz unserer Medien, Räume und Produkte.