Leben in Graustufen?
Warum eigentlich nicht?
Viele Menschen halten Farbe für überflüssig. Und tatsächlich kämen wir durchaus ohne Farbe aus. Viele Aspekte des Lebens funktionieren auch in Graustufen, Schwarz und Weiß.
Ich halte Farbe dann für außerordentlich wichtig, wenn sie Kommunikation für Menschen erleichtert. Und das ist eigentlich ständig der Fall. In vielen Fällen ermöglicht allein Farbe das Finden, Identifizieren und Erkennen eines Sachverhaltes oder einer Emotion. Produkte im Supermarkt allein über Schrift und Typografie zu unterscheiden ist vorstellbar. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Einkauf dann ein Vielfaches an Zeit in Anspruch nehmen würde. Farbe schafft Ordnung, und Ordnung schafft Orientierung.
Die Stärke der Farbe liegt in der schnellen Vermittlung eines Codes, der weitgehend unbewusst funktioniert. Wir nehmen die Bedeutung der Farbe an, als wäre sie bereits immer da und eine ganz natürliche, unmittelbare Wahrnehmung. Daher können wir auch so schlecht unterscheiden, ob Farbbedeutungen angeboren sind oder nicht. Es ist eher wie bei der Sprache. Die Fähigkeit zu sprechen ist angeboren, die Anwendung der komplexen Bedeutungen von Sprache müssen wir allerdings Stück für Stück erlernen. So verstehen wir je nach Erfahrungsgrad die farbigen Signale von Äpfeln, reifen Bananen oder Schokoladenverpackungen, Ampeln, Parteien oder Markenidentitäten und Corporate Colors.
Farbe und ihre Nuancen definieren gesellschaftliche Riten, technische Funktionalitäten, Geschmacksfragen, Produkterwartungen, Geschlechterrollen, Haptik und Feingefühl sowie gesellschaftliche Klischees und Zugehörigkeiten. Die Farbauswahl ist deshalb in allen Bereichen des Lebens wichtig, weil Farbe ein entscheidender Faktor zur erfolgreichen Orientierung innerhalb unserer Gesellschaft ist.